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In dieser Ausgabe heißt es: Goa trifft Hans-Joachim “Strietzel“ Stuck.

Der Hockenheimring war am 16. September 2017 Schauplatz des Treffens zwischen Hans-Joachim Stuck und Goa Bellof. Die beiden Motorsportler nutzten den Besuch an der in Baden-Württemberg gelegenen Rennstrecke unter anderem auch dazu, sich über den – an diesem Tag exakt – 33 Jahre zurückliegenden Sieg Stucks beim 1000 Kilometer Rennen auf dem Autodromo Dino Ferrari in Imola zu unterhalten: Hans-Joachim Stuck und Stefan Bellof teilten sich seinerzeit das Cockpit eines von Brun Motorsport eingesetzten Porsche 956B. Das Rennen zählte zur Langstrecken-Weltmeisterschaft 1984. Der Einsatzwagen mit der Chassis Nummer 116 war in den Farben des Sponsors Jägermeister lackiert. Hans-Joachim Stuck legte zwischen 1974 und 1979 als Fahrer in der Formel 1 an Popularität zu, schrieb sich 1986 und 1987 in die Siegerliste des 24-Stunden-Rennens von Le Mans ein und wurde 1990 Deutscher Tourenwagen-Meister auf Audi. Heute setzt der gebürtige Garmischer seine über Jahrzehnte gewonnene Erfahrung als Präsident des Deutschen Motor Sport Bundes DMSB ein.

StefanBellofOfficial: Hans-Joachim, Was ist deine erste Erinnerung, wenn du den Namen Stefan Bellof hörst?

Stuck: Die allererste Erinnerung ist, dass er sauschnell war. Das ist glaube ich ein Begriff, der für Stefan Bellof steht: Dass er unglaublich schnell und fokussiert gewesen ist. Und man muss sagen, dass er wirklich mit allen Autos mit denen er fuhr, unglaublich schnell war. Soweit ich mich erinnern kann, sind wir uns zum ersten Mal im Rahmen eines Rennens in Spa-Francorchamps begegnet. Ich weiß allerdings nicht mehr, welches. Ich bin mit Harald Grohs in einem privaten 956 gefahren und Stefan war im Werksauto dort. Schon bei unserer ersten Begegnung habe ich gemerkt: Das ist ein super Typ! Manchmal hat man ja das Gefühl, jemanden einfach von Anfang an zu mögen. Stefan ist damals in seinen jungen Jahren gewesen, genau wie ich. Wir sind gefahren wie die Hallodri, aber wir wussten auch, wann es drauf ankommt. Das hat uns ausgezeichnet.

StefanBellofOfficial: Hattet ihr trotz aller Rivalität ein freundschaftliches Verhältnis?

Stuck: Ja, natürlich und ich muss auch sagen: Gott sei Dank! Das war sehr wichtig. Und was noch für mich wichtig war: Ich hatte einen riesigen Respekt vor Stefan. Nicht nur wegen seiner Schnelligkeit, sondern auch, weil er aus meiner Sicht sein Leben so gelebt hat, wie ich es mir immer vorgestellt habe: In dieser Abwechslung von Anspannung und Entspannung. Er wusste immer, jetzt kann er es krachen lassen und jetzt muss er mal Leistung bringen. Und das umzusetzen auf dem Weg, auf dem er war – ich muss sagen: Respekt!

StefanBellofOfficial: Gab es etwas, das Dir besonders imponiert hat bei Stefan?

Stuck: Er war einfach schnell auf allem. Und natürlich seine ganze Art. Ich kann mir genau vorstellen, wie der Stefan jetzt hier stehen würde. Immer aufgedreht auf 1000 Volt, muss immer aufpassen, was um ihn herum passiert. Einfach ein offener, lustiger und sau cooler Typ. Und immer dieses Grinsen im Gesicht!

StefanBellofOfficial: Das hat der Goa aber auch. *lacht* Du hast erklärt, dass der Porsche 956 einen ganz besonderen Fahrstil erfordert. Goa hat erzählt, dass der Stefan Dir das Fahren mit dem 956er beigebracht hätte.

Stuck: Ich hatte ja schon alle möglichen Konstruktionen ausprobiert. Und als ich das erste Mal mit diesem Porsche gefahren bin, dachte ich nur: Das gibt es doch nicht, wie kann das sein? Dementsprechend bin ich mit Harald Grohs in Spa losgefahren und war 15 Sekunden hinter Harald. 15 Sekunden! Ich dachte nur, dass kann doch nicht angehen! Ich dachte: Stucki, jetzt ist es vorbei, jetzt biste alt! Dann hat sich der Harald in erster Linie mit Stefan befasst und der hat sich dann hinterher mit mir beschäftigt. So bin ich dann das erste Mal mit Stefan mitgefahren. Damals gab es schließlich noch keine Telemetrie. Nur ein anderer Fahrer hat mir so geholfen wie Stefan, nämlich Derek Bell in der Formel 2. Stefan hat mir jedes einzelne Ding am Auto erklärt, was wichtig war: Wie schnell man fährt, warum man so fährt, wie man bremst, warum man so bremst, alles. Das war für mich eine völlig andere Welt. Ich habe nur gehofft, dass ich das auch kann. Und tatsächlich habe ich es nach und nach umsetzen können. Aber ohne seine Instruktionen wäre ich heute nicht hier. Und das, obwohl wir Konkurrenten waren! Er hat es mir trotzdem total super erklärt und mir ohne irgendeinen Eigennutz beigebracht, was ich total toll finde. Sowas gibt es nur ganz selten!

Goa: Wir haben uns damals nach dem Rennen in Imola noch unterhalten und er hat mir davon erzählt, dann haben wir zwei noch einmal furchtbar gelacht. *lacht*

Stuck: Danke! Man darf eines nicht vergessen: Ich habe meine größten Erfolge mit Porsche gefeiert und das nicht nur, weil Stefan mir das Auto erklärt hat, sondern weil ich seinen Platz bekommen habe, als er in die Formel 1 gewechselt ist. Wäre Stefan bei Porsche geblieben, dann wäre ich heute nicht hier. Deswegen muss ich ihm doppelt dankbar sein. Da fällt mir noch etwas Lustiges ein: Ich durfte seinen Dienstwagen übernehmen. Er hat ihn eine Woche zuvor abgegeben und ich habe ihn übernommen, wie er war: Da waren überall noch Sachen von ihm wie benutzte Flugtickets und ein paar Rennsachen. Der Stefan muss in dem Auto gelebt haben!

StefanBellofOfficial: Heute, am 16. September, genau 33 Jahre nach dem 1000-Kilometer-Rennen in Imola, welche Erinnerungen hast du noch daran?

Stuck: Das war für mich am Anfang eine sehr schwere Aufgabe. Es fing schon schwierig an, aber gegen Stefan Bellof zu fahren und dann auch noch gegen das Porsche-Werksteam, da habe ich schon Muffensausen gehabt. Aber dann habe ich gemerkt, dass es funktioniert. Wir waren gut, es ist alles glatt gelaufen bei uns und dann zu gewinnen war der Hammer! Das Werksteam zu schlagen, wie auch immer, war nicht einfach. Ich weiß nicht, was beim Werksteam los war, aber die Hauptsache war, dass wir gewonnen haben.

StefanBellofOfficial: Waren Stefan und Du weit auseinander mit euren Zeiten?

Stuck: Anfangs ja, das hat sich danach etwas verbessert, aber Stefan war immer der Schnellere. Wenn nun ein John Winter schneller fährt oder selbst der Stefan schneller ist, dann muss ich mich nicht schämen. Im Gegenteil: Die Latte muss hoch hängen, damit man Ziele hat. Eines werde ich nie vergessen: Ich bin in irgendeinem Turn eingestiegen, gerade als Stefan ausgestiegen ist und er rief mir zu: Gib Gas, Alter! *lacht*

StefanBellofOfficial: Nach der Saison ’84 trennten sich eure Wege. Stefan orientierte sich in Richtung Formel 1, während Du zu Porsche gekommen bist, wo Du Deine größten Erfolge gefeiert hast. Goa hat einmal durchblicken lassen, dass es eine Empfehlung von Stefan gewesen ist, dass Du Dich bei Porsche bewirbst.

Stuck: Weniger empfohlen als rechtzeitig Bescheid gesagt. Er meinte zu mir: Ich gehe bald bei Porsche weg, ruf doch mal den Herrn Bott an. (StefanBellofOfficial: Helmuth Bott war von 1979 bis 1988 Vorstand für Forschung und Entwicklung bei Porsche und somit auch für den Motorsport zuständig.) Das habe ich dann auch gemacht und er war ganz überrascht. Er dachte, ich sei schließlich seit Jahrzehnten mit BMW verheiratet. Aber bei ihm würde demnächst ein Platz frei. Ich solle gleich morgen vorbeikommen. Also bin ich am nächsten Tag hingefahren. Es wusste auch niemand, dass Stefan weggeht, nur dank seinem Tipp hatte ich diese Information. Porsche hätte auch andere Leute nehmen können, hätte bessere Fahrer als mich gefunden. Aber dass ich schnell genug war dank Stefan, war hier ganz wichtig.

StefanBellofOfficial: Wenn er schon so offen die Technik und Parameter des Autos erklärt und im Nachhinein diesen Tipp gibt, muss die Sympathie wohl beidseitig gewesen sein.

Stuck: Das war sie zweifellos.

StefanBellofOfficial: Dann kam leider der 1. September 1985 und damit verbunden der tragische Unfall. Du bist danach noch einige Jahre sein Fahrzeug gefahren. Hat Dich das verfolgt?

Stuck: The show must go on. Es ging auch für alle anderen immer weiter, auch wenn es nicht immer einfach war. Ich habe mit Jo Gartner einen wirklich sehr guten Freund verloren und mit Stefan einen super Kumpel, dem ich viel zu verdanken habe. Das hat mich sehr belastet, aber sobald ich im Auto saß und die Tür zu war, war das weg – Gott sei Dank! Das war wie ein Kippmechanismus. Wenn ich beim Rennen daran gedacht hätte, hätte ich wohl nie wieder schnell fahren können. Du hast immer gewusst, wenn du unglücklich vorne einschlägst, bist du hin oder verlierst im glücklichsten Fall nur die Beine.

StefanBellofOfficial: Die Zeiten waren damals noch anders und die Gefahr und das Risiko waren immer Teil des Geschäfts.

Stuck: Ja, das haben wir alle gewusst. Aber die Zeit mit dem 962 war schon ein Himmelfahrtskommando. Wenn man sich überlegt, was ich mit dem Auto an Testkilometern gefahren bin. Ich habe auch ein paar zerlegt, aber immer nur aus der hinteren Flanke. Reines Glück.

StefanBellofOfficial: Habt ihr damals intensiver gelebt?

Stuck: Ich habe immer zu 100 Prozent gelebt. Man war sich des Risikos schließlich bewusst und hat deshalb auch neben der Rennstrecke Vollgas gegeben.

StefanBellofOfficial: Bist du nochmal in einen eingestiegen?

Stuck: Vor zwei Monaten in Spielberg im Rahmen des Formel 1 Grand Prix haben wir Demofahrten mit dem 962er gemacht. Dann sind noch der Gerhard Berger im Williams F1 und der Mark Webber im Porsche 918 gefahren. Das Auto, der 962, der war die Hölle! Das hat solche Kurvengeschwindigkeiten! Die Autos werden eben gut gepflegt bei Porsche, da kann man gleich losfahren. Der Berger hat schon gesagt, ich sei bescheuert.

StefanBellofOfficial: Oft stellt man sich die Frage, was gewesen wäre wenn. Jetzt, mit 30 Jahren Abstand, was glaubst du, hätte Stefan noch erreichen können?

Stuck: Das ist eine Geschichte, die wir schon oft diskutiert haben. Stefan war absolut auf dem Level von Michael Schumacher, ohne jeden Zweifel. Die Frage ist also, ob Schumachers Karriere so verlaufen wäre, wenn Stefan noch gelebt hätte. Stefan ist ja ein bisschen früher dran gewesen und wenn er das richtige Auto bekommen hätte, dann hätten wir wahrscheinlich keine Ära Schumacher, sondern eine Ära Bellof erlebt. Das kann ich mir unheimlich gut vorstellen.

StefanBellofOfficial: Kommt da Wehmut bei euch beiden auf?

Stuck: Natürlich!

Goa: Vor allem, weil er das Rennen in Spa eigentlich gar nicht fahren wollte. Und ich sage immer wieder, sowas gibt es doch gar nicht!

StefanBellofOfficial: Vielen Dank für das Gespräch.

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