Eigentlich will Stefan gar nicht zum Rennen antreten. Auf dem Weg zum Flughafen hat er eine Autopanne und Goa muss ihn abholen. Thierry Boutsen nimmt Stefan schließlich nach Spa mit. Am 1. September 1985 tritt Stefan dann in Spa an. Es sind erst wenige Wochen seit dem tödlichen Unfall des Rennfahrers Manfred Winkelhock vergangen. Das Rennen verläuft gut, doch nach einem Boxenstopp ist Rivale Ickx schneller wieder auf der Strecke als Stefan. Er geht in Führung und verhindert über drei Runden, dass Stefan überholen kann. Auf den Geraden ist Ickxs Werksporsche zudem schneller als der von Bellof. Schließlich wird Ickx die blaue Flagge gezeigt, die er aber nicht sieht oder nicht beachtet. In der Kurve Eau Rouge, in der auch Vettel einen Unfall hatte, setzt Stefan zu einem riskanten Überholmanöver an. Er weiß, dass sein Wagen darauf abgestimmt wurde, Kurven besser zu nehmen als die anderen Wagen. Dennoch – es kommt zum tödlichen Unfall, als die beiden Wagen kollidieren und Stefan gegen einen Betonpfeiler fährt. Die Ärzte kämpfen noch um sein Leben, doch vermutlich ist Stefan sofort tot.
„Er hatte vorher schon ein komisches Gefühl.“
Angelika Langner
Im Spiegel der Zeit
Im Jahr 1981 glaubte man den deutschen Motorsport am Ende. Georg Loos verkauft seinen letzten 935 Turbo nach Australien. Die Fans bleiben zuhause, der deutsche Rennsport leidet an Schwindsucht. Und dann taucht er auf. Stefan Bellof. Wie aus dem Nichts kommt er und erobert im Sturm die Herzen der deutschen Fans. Er ist ihre Hoffnung, ihr Star. Das Wunderkind aus Gießen hätte Formel-1-Weltmeister werden können. Leider starb er viel zu früh – wie viele seiner Zeitgenossen.
Rennsport war schon immer eine gefährliche Angelegenheit. Heute ist er sicherer geworden, doch vor 30 Jahren gab es noch viel zu lernen. Nahezu jedes Jahr kam mindestens ein Rennfahrer durch die Unsicherheit der Wagen und der Strecken ums Leben. So trifft es im Mai 1982 den Kanadier Gilles Villeneuve in Zolder beim Probetraining und im Juni desselben Jahres den Italiener Riccardo Paletti. 1983, als Stefan gerade bekannter wird, verunglückt der deutsche Rennfahrer Rolf Stommelen, mit dem er im Jahr zuvor sogar selbst im Sportwagen gefahren ist. 1985 trifft es dann gleich zwei deutsche Rennfahrer innerhalb von nur drei Wochen: Am 12. August verunglückt Manfred Winkelhock bei der Sportwagen-WM in Mosport, am 1. September dann Stefan Bellof in Spa-Francorchamps. Teamchef Walter Brun hatte damals den Unfall von Joel Gouhiers noch gar nicht verdaut, als es passierte und wollte sogar aussteigen. Die Serie tödlicher Unfälle setzt sich fort. Und auch Ayrton Senna, zu Stefans Zeiten ebenfalls ein aufsteigender Stern, kommt am 1. Mai 1994 ums Leben.