1983 hat Stefan allen Grund dazu, nervös zu sein, denn ihm steht endlich seine erste, langersehnte Testfahrt in der Formel 1 bei McLaren bevor. Neben ihm fahren noch Ayrton Senna und Martin Brundle, beide ebenfalls große, aufsteigende Talente bei den Testfahrten in Silverstone mit. Das Ergebnis: Senna ist zwar etwas schneller als Bellof, aber auch von dem ist McLaren begeistert. Für die Saison 1984 ist jedoch kein Platz mehr frei und auch die Verhandlungen mit Arrows platzen, weil Manager Maurer ein wenig zu hoch pokert. Zudem hätte Stefan, wäre er zu Arrows gegangen, die Sportwagenrennen aufgeben müssen, was er nicht wollte, und einige seiner Sponsoren hätte er auch nicht auf seinem Overall tragen dürfen.
„Ich habe immer betont, dass die Formel 1 mein Ziel ist.“
Stefan Bellof
Im März 1984 steigt Stefan trotzdem in die Formel 1 ein, nämlich bei Tyrell. Anders als früher muss er sich endlich nicht mehr abmühen, die millionenhohen Sponsorengelder aufzutreiben. Stefan ist bekannt genug, sein Talent weltbekannt und alle warten nur darauf, dass er Weltmeister wird. Bei Tyrell wird er es allerdings schwer haben, denn er muss mit dem unterlegenen Saugmotor gegen die deutlich leistungsfähigeren Turbomotoren der Konkurrenz ankommen. Große Erfolge sind deshalb zwar nicht drin, aber Stefan zeigt trotzdem allen, was er draufhat. Verregnete und kurvenreiche Strecken werden zu seinen besten Freunden, weil hier die Konkurrenz langsam fährt. So auch beim berühmten Rennen von Monaco.
„Er ist das größte Talent, das mir je begegnet ist.“
Jackie Stewart
Beim Grand Prix in Monaco startet er weit hinten, macht dann aber Runde für Runde Zeit gut und arbeitet sich hartnäckig bis zum 3. Platz vor, ist dabei teilweise sogar schneller als der vor ihm liegende Senna. Vermutlich hätte er auch noch den zweiten oder gar den ersten Platz geschafft, hätte Rennleiter Ickx, sein wohl größter Rivale, das Rennen nicht wegen schlechten Wetters vorzeitig abgebrochen. Auch in einigen anderen Rennen bringt Stefan die Konkurrenz mit dem unterlegenen Motor das ein ums andere Mal ins Schwitzen. Dann jedoch wird Tyrell komplett disqualifiziert, weil das Gewicht des Wagens manipuliert wurde.
„Was er mit dem Saugmotor gegen die Turbos aufgeführt hat, war einfach unglaublich.“
Ken Tyrell
1985 fährt Stefan erneut für Tyrell, obwohl auch Brabham Interesse bekundet hat. Stefan glaubt jedoch, dass dieses Angebot nicht ernst gemeint sei. An Tyrell stellt er jedoch die Bedingung, dass bis zur Mitte des Jahres auf Turbomotoren umgestiegen werden muss, sonst ist er raus. Tatsächlich schafft das Team einen Turbomotor an, hat jedoch zwei Fahrer, die ihn sich teilen müssen, sodass Stefan nur wenig davon hat.
„Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass er bald Weltmeister geworden wäre.“
Ken Tyrell
Mit dem Saugmotor wird es immer schwieriger für ihn, aber es gibt einen Hoffnungsschimmer: Für die Saison 1986 ist bereits ein Vertrag mit Ferrari unterschrieben. Das ist Stefans große Chance, Enzo Ferrari hat ihn persönlich als Fahrer ausgewählt und damit sein unglaubliches Talent anerkannt.
„Wenn Stefan nicht verunglückt wäre, hätte es meine Karriere vielleicht nie gegeben. Weil sich dann im Motorsport alles um Bellof gedreht hätte, weil er der Formel-1-Weltmeister und PS-Superstar geworden wäre.“
Michael Schumacher, 2010